019 - Wenn alles klappt

Podcast

Meinem heutigen Gast bin ich vor Jahren das erste Mal begegnet und fand ihn und seinen Werdegang damals schon spannend. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen und er hat sich noch mehr gewandelt. Eines aber bleibt: alles klappt.

Wieso gibt es Menschen, bei denen einfach alles zu klappen scheint und bei anderen gelingt nichts? Beno Kehl erzählt uns in dieser Episode mehr über sein Leben, seine Erfahrungen und was jedeR machen kann, damit es auch bei ihr/ihm läuft.

Früher war es in unseren Breitengraden viel verbreiteter als heute: Man erlernte einen Beruf und blieb dann für den Rest seines Berufslebens dieser Arbeit oder sogar diesem Arbeitgeber treu. Auch heute gibt es noch Leute, die das Gefühl haben, nur mit einem geradlinigen Lebenslauf könne man erfolgreich sein Leben meistern.

Dass es auch anders geht, zeigt mein heutiger Gast, Beno Kehl. Er lernte Schreiner - aber nur wegen einem Mitschüler -, ging später für 20 Jahre ins Kloster und ist heute Coach, Dozent und Vater. Alles, was er anpackt, klappt. Wieso?

Schreiner statt Gärtner - egal, alles klappt

Ursprünglich wollte Beno Gärtner werden und hatte eine Lehrstelle schon auf sicher. Zu Gunsten eines Mitschülers verzichtete er auf die Lehrstelle (damit der andere einen Platz bekam) und lernte kurzerhand Schreiner. Dies war keine Notlösung, sondern eine "super Grundausbildung", wie Beno es nennt. Dazumal hatte er genug von der Schule und wollte arbeiten. Und bereits damals zeigte sich, was er auch heute noch lebt:

Ihm kommt es nicht darauf an, was er macht, sondern wie. Dies ist für ihn das Elixier des Lebens. Wenn es einem gelinge, das mit Hingabe und Freude zu machen, was sowieso anstehe, komme es nicht darauf an, was man mache. Jeder Mensch hat seine Fähigkeiten. Wenn es einem gelingt, den Moment mit Hingabe zu leben, entstehen im Leben immer wieder neue Möglichkeiten.

Beno war bereits als junger Mensch ein Suchender. Sein Schlüsselerlebnis war der Tod einer Nachbarin, der ihm auch seine eigene Endlichkeit aufzeigte. Da stellte sich für ihn die Frage, was der Sinn des Lebens ist und was er mit seiner Zeit am besten macht. Und das Thema Hingabe wurde wichtiger, das er dann auch im Kloster vertiefen konnte.

Der Schreiner wird Mönch und Schüler des Lebens

Seine extreme Suche nach dem Sinn des Lebens, die Frage nach "was kommt nach dem Tod", die Neugier, ob es Gott gibt und wenn ja, wie er ist, brachten ihn schliesslich dem Entscheid, ins Kloster zu gehen, näher. Dass er Franziskaner wurde, lag insofern auf der Hand, als die franziskanische Spiritualität ihn schon immer faszinierte und er sie auch heute noch als einen der schönsten spirituellen Wege empfindet.

Er wollte ein Schüler des Lebens werden und dessen Lektionen lernen. Für ihn ist das Leben schonungslos: Die Lektionen des Lebens kommen so oft wieder, einfach mit anderen "Schauspielern", bis man sie gemeistert hat. Davonrennen ist unmöglich.

Sein Entscheid, ins Kloster zu gehen, setzte er radikal um: Er verschenkte alles, was er hatte und klopfte an eine Klostertüre. Die Mönche schauten ihn verdutzt an, als er sagte, er würde gerne in die Schule des Lebens kommen. Er wollte nicht zwingend Mönch werden, einfach lernen. Sie luden ihn für ein "Weilchen" ein, um zu sehen, ob er dazu passt. Sie sahen dann, dass er bereit war, mitzuhelfen und behielten ihn. Er wusste allerdings vom ersten Tag an, dass er nicht für immer da bleiben würde, sondern einfach lernen wollte, was man da lernen konnte. Dass dies 20 Jahre dauern würde, erahnte er beim besten Willen nicht.

Der Mönch wird Dozent, Coach und Vater

Die Zeit als Mönch nutzte er für Studium, Meditation und Nachdenken. Dafür habe man im Kloster mehr Zeit als irgendwo sonst. Nach 20 Jahren durfte er eine Sabbatzeit (Sabbatical) nehmen und ging nach Kanada. Dort entschied er sich, dass er aus dem Kloster austreten würde, sollte er bis Aschermittwoch kein klares Zeichen von Gott erhalten, dass er im Kloster bleiben solle. Hätte er dieses Zeichen bekommen, wäre er geblieben, so machte er aber, was er im Herzen für richtig hielt. Bis zu seinem "inneren Mönchstod" blieb er im Kloster.

Er ging also zu seinem Oberen und sagte ihm, dass er gehe. Mit zwei Koffern voller Kleider verliess er das Kloster. Ein Bankkonto hatte er nicht. Dafür traf er Seraina, und kam mit ihr zusammen. Er hält sie für die Mutigere, da er ja nichts und sie alles zu verlieren hatte. Mittlerweile hat das Paar zwei Kinder und lebt ein gut-bürgerliches Leben. Und auch hier kann man sagen: alles klappt.

Im Hier und Jetzt das Beste geben

Angst verspürte Beno nie. Für ihn war es sonnenklar, dass damals die Zeit zum Gehen war. Hätte er Angst gehabt, wäre er geblieben, da es nichts Sichereres als Klöster gebe. Er habe aber folgendes gelernt: Wenn man im Hier und Jetzt immer sein Bestes gebe, dann eröffnen sich einem immer wieder Chancen und Türen gehen auf. Ob man innerlich im Mangel oder in Fülle lebe, mache einen sehr grossen Unterschied. Und es bedeute viel Arbeit, vom Mangel und der Angst in die Fülle zu kommen. Als Mönch hatte er sehr viel Zeit, sich damit zu befassen.

Sich mit seinen Ängsten befassen

Heute coacht er Menschen, die sich ihren Ängsten stellen möchten. Im Podcast spricht er ein Beispiel einer Frau an, die extreme Angst vor Liften und Höhe hatte. Sie befassten sich damit theoretisch und machten dann ein Experiment: Im Prime Tower in Zürich fuhren sie im Lift ganz nach oben, wo sie einen Kaffee tranken. Ängste gehen nur weg, wenn man ihnen in die Augen schaut. Und der Mensch sei ein "Sammelsurium aus Ängsten". Und die Ängste kommen immer wieder. Flucht sei immer ein schlechter Ratgeber, denn weg kommt man nicht. Aber man kann lernen, damit umzugehen. Beno mag bis heute keine Konflikte und natürlich auch keine Probleme, aber er hat schon so Vieles gemeistert, dass er weiss, dass er auch damit umgehen kann. Sich seinen Ängsten zu stellen vermeidet also nicht zwingend zukünftige Ängste, Probleme und Sorgen, aber man weiss aus Erfahrung, dass man sie meistern kann. Dies gibt einem dann eine gewisse Gelassenheit im Leben.

Mehr zu Beno Kehl erfährst du hier.

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2 Kommentare

  • Wow, ein spannendes Leben!
  • Das stimmt, das habe ich mir auch gedacht. :)

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