Einfache Portraits sind nicht einfach

Personal Branding

Es sind bereits wieder einige Tage vergangen, seit ich mit Pietro im Rahmen meines Projektes (s. auch den Blogbeitrag über Angelica Moser) Portraits erstellt habe. Bei der Durchsicht und Entwicklung der Portraits sind mir einige Gedanken gekommen, die ich gerne hier teile.

Die Ausrüstung

Sehr (zu) oft wird über das Thema Ausrüstung diskutiert. Natürlich haben verschiedene Sensorgrössen oder Kameratypen unterschiedliche Eigenschaften. Und natürlich gibt es bessere und weniger gute Objektive. Und ja, wenn man Blitze einsetzt, kann man mit der Qualität der Blitze und der Eingeschaft von Blitzformern das Bild stark beeinflussen. Doch die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn man damit nicht umgehen kann. Und wenn man keine gelöste Stimmung am Set erreicht.

Dennoch gehe ich hier kurz auf die eingesetzte Ausrüstung ein. Denn diese war relativ „einfach“: Ich fotografierte mit der Fuji X-T3, darauf hatte ich das 56mm f 1.2. Ich setzte einen Blitz von vorne ein, ausgerüstet mit dem para88 von Broncolor sowie einen Blitz von hinten mit einem Reflektor, um Pietro minim vom Hintergrund zu trennen (beide Blitze waren Siros 800L). Die Bilder wandelte ich in Capture One Pro in s/w um und nutzte dabei Fuji’s Acros Filmsimulation mit grünem Filter.

Routine oder keine Routine bei Portraits?

Pietro ist erfahren vor der Kamera. Das merkt man sofort. Oft ist dies natürlich hilfreich, da fast schon selbstverständlich gute Bilder entstehen. Allerdings kann eine gewisse Routine auch „schädlich“ sein. Nämlich dann, wenn die Person immer denselben Gesichtsausdruck oder dieselbe Standardpose hat. Dies sieht man sehr oft auf Instagram oder auch bei Models, ist bei Pietro glücklicherweise aber nicht so. Wie vieles im Leben hat die Routine also Vor- und Nachteile. Doch: Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, die Routine haben und sich und ihren Körper kennen (z.B. eben TänzerInnen). Denn da lerne ich auch immer wieder Neues und sehe, was gut aussieht. Das wende ich dann in Shootings mit weniger geübten Menschen an.

Die Stimmung am Set

Wenn ich eine Bildidee habe, die ich umsetzen möchte, bespreche ich das natürlich zuerst mit allen Beteiligten (Model und ggf. auch Visagistin). Während des Shootings versuche ich, eine möglichst entspannte Atmosphäre zu erschaffen. So können alle besser arbeiten. Dabei muss es unbedingt auch Platz für „schlechte“ Fotos haben: unscharf, geschlossene Augen, Grimasse usw. führen oft zu den natürlichsten Fotos. Um sich so gehen lassen zu können – das haben mir bisher alle bestätigt, die schon einmal vor meiner Kamera standen- ist Vertrauen nötig. Nur wenn die Person vor der Kamera weiss, dass niemand die „schlechten“ und unvorteilhaften Fotos zu sehen bekommt, kann sie sich gehen lassen.

Ich finde, die vier Fotos, die ich aus dem Shooting mit Pietro ausgewählt habe, zeigen, dass man mit der richtigen Stimmung sehr unterschiedliche Bildaussagen erreichen kann. Wichtig dabei: Pietro hat nahm keine Posen ein, sondern war ständig in Bewegung. Und ich versuchte dann abzudrücken, wenn alles stimmte.

Die Bildbearbeitung

Da ich im RAW-Format fotografiere, entwickle ich auch alle Fotos in einem RAW-Konverter (bei mir wie erwähnt Capture One Pro). Ich nutze durchaus die Filmsimulationen von Fuji (wie hier Acros) und arbeite auch mit lokalen Anpassungen und Ebenen. Anschliessend finalisiere ich die Fotos in Photoshop. ABER: Dieser Ablauf ist nicht in Stein gemeisselt und hängt vom Shooting ab. Werbefotos behandle ich anders als sehr natürliche und persönliche Portraits. Die hier verwendeten Fotos entwickelte ich ausschliesslich in Capture One, Photoshop benutzte ich nicht. Würde ich diese Bilder jetzt drucken, hätte ich noch einige Arbeitsschritte in Photoshop ausgeführt, um das Bild für den Druck zu optimieren. Wären es Bilder für eine Werbekampagne, würde ich ebenfalls noch in Photoshop einige Details bearbeiten (evtl. einige der gröbsten Falten im Hemd bügeln, Kontrast bei Fältchen etwas minimieren etc.). Doch ich finde, dass in den vorliegenden Fotos der Pietro portraitiert wird, den ich kennen gelernt habe. Und das ist mein Ziel.


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