Wie im Newsletter angesprochen bin ich kein Physiker und möchte das Thema hier auch nicht abstrakt sondern fotografiebezogen besprechen.
Meiner Meinung nach ist es für die Fotografie hilfreich zu verstehen, folgende Punkte zu kennen und wenn möglich verstehen. Ich beschreibe sie hier so, wie ich sie verstehe und nutze:
Eine klassische Glühbirne liegt bei ca. 3000K, Tageslicht um den Mittag bei ca. 5600K.Unten finden Sie eine Grafike, die ich aus Wikipedia habe. Ein Klick auf die Grafik bringt Sie zum Artikel.
Quelle: Von Bhutajata - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44144928
Die Farbtemperatur beeinflusst direkt die Stimmung im Bild. Wollen Sie beispielsweise bei einem Winterbild die kalten Temperaturen betonen, können Sie dies mit etwas mehr blau (höherer Kelvinwert) erreichen. Ein gemütlicher Abend am Lagerfeuer wird noch etwas gemütlicher, wenn Sie etwas mehr gelb-orange hinzufügen. Sie können die Farbtemperatur an der Kamera selber einstellen, verschiedene Voreinstellungen auswählen oder im Automatikmodus fotografieren, der in den allermeisten Fällen sehr gut funktioniert.
Wenn Sie im RAW-Modus fotografieren, haben Sie die Möglichkeit, die Farbtemperatur inkl. Tönung am Computer anzupassen, im JPEG-Format ist das nicht so gut möglich (es gibt Programme, die das ermöglichen, aber die "Bildinformation" ist oft nicht genügend gross, um starke Veränderungen ohne Qualitätseinbussen vorzunehmen.)
Verschiedene Lichtquellen haben verschiedene Temperaturen, wie wir oben gesehen haben. Wenn zwei oder mehrere unterschiedliche Lichtquellen aufeinandertreffen, sprechen wir von Mischlicht. Stellen Sie sich vor, Sie machen ein Portrait in einem Raum. Das warme Raumlicht ist an und durchs Fenster dringt "kälteres" Licht. Wenn Sie den sogenannten Weissabgleich (s. unten) auf die warme Temperatur machen, wird das kältere Licht noch blauer. Gleichen Sie auf die kalte Lichtquelle ab, wird die andere Lichtquelle noch oranger. Hier gilt es nun einen guten Mittelweg zu finden, damit die portraitierte Person nicht zu orange oder blau daher kommt.
Damit weiss weiss erscheint, nimmt die Kamera einen sogenannten Weissabgleich vor. Sie können neben den Voreinstellungen in der Kamera auch eine Einstellung wählen, die Ihnen erlaubt, das Licht auf die vorherrschende Situation anzupassen. Es gibt sogenannte Graukarten, die Sie vorgängig abfotografieren. Diese Karte sagt der Kamera, wie neutrales Grau aussieht. Dieses Grau hat den numerischen Wert von 118,118,118 (roter, grüner und blauer Farbkanal). Der Computer in Ihrer Kamera korrigiert also automatisch den Farbstich und solange sich nichts an der Lichtsituation ändert, können Sie nun farbneutrale Bilder erstellen.
Ebenfalls ist es möglich, die Karte (im RAW-Modus) abzufotografieren und die Korrektur dann am Rechner zu machen. Denken Sie dran: Wenn Sie JPEGs fotografieren, sollten Sie die Korrektur direkt vor Ort machen, da es am Computer nicht mehr so gut möglich ist.
Wenn Sie einen Colorchecker verwenden, haben Sie sogar noch die Möglichkeit, die Farbstimmung zu nuancieren. Mit einem ColorChecker können Sie zudem mit einer zusätzlichen Software am Computer sogenannte Farbprofile für Ihre Kamera herstellen. Damit schöpfen Sie dann das ganze Potential Ihrer Kamera aus, wenn es um die Darstellung von Farben geht. Diese Profile ersetzen aber NICHT den Weissabgleich.
Definitiv kein eleganter Titel und doch bleibt er haften. Und er, respektive dessen Aussage ist wichtig. Die (relative) Grösse einer Lichtquelle bewirkt sehr viel und ist darum in der Fotografie sehr wichtig. Vielleicht hast du schon gehört, dass man von hartem und weichem Licht spricht. Dabei meint man grundsätzlich den Übergang von Licht zu Schatten. Und hier spielt direkt die Grösse der Lichtquelle eine Rolle:
Je grösser eine Lichtquelle ist, desto weicher oder fliessender sind die Übergänge zwischen Licht und Schatten.
Je kleiner eine Lichtquelle ist, desto härter oder klarer sind die Übergänge zwischen Licht und Schatten.
Bevor ich näher darauf eingehe, ist noch folgendes wichtig: Auch wenn die Sonne riesig ist (die grösste Lichtquelle, die wir haben) bewirkt sie tagsüber, wenn sie hoch am Himmel steht, sehr harte Schatten. Bei Sonnenauf- und -untergang sind die Schatten durch den teifen Sonnenstand sehr lang und die Übergänge vom Licht zum Schatten etwas fliessender. Das heisst also:
Eine in Bezug auf das Objekt/Subjekt RELATIV grosse Lichtquelle bewirkt fliessende Übergänge von Licht zu Schatten.
Eine in Bezug auf das Objekt/Subjekt RELATIV kleine Lichtquelle bewirkt harte Trennlinien zwischen Licht und Schatten.
Bei weichen Übergängen ist es oft so, dass es auch nicht so tiefe Schatten gibt, wie bei klaren Grenzen. Das bedeutet, dass auch der Kontrast nicht gleich gross ist. Dies ist wiederum sehr gut in der Natur beobachtbar. An einem sonnigen Tag ist der Kontrast (der Unterschied zwischen hell und dunkel) je nachdem so gross, dass unser Auge nicht gleichzeitig im Schatten und im hellen Bereich etwas erkennen kann. Kameras werden zwar immer besser, doch auch sie können nicht in einem Bild vom dunkelsten Schwarz bis ins hellste weiss alles detailliert abbilden. Dies ist auch der Grund, warum man je nachdem einen überbelichteten Himmel hat, dafür die Bäume im Wald erkennt oder einen schön blauen Himmel auf dem Bild sieht, dafür der Wald schwarz ist und Bäume nicht erkennbar sind. Das Stichwort hier ist "Dynamikumfang". (Sogenannte HDR-Bilder helfen dabei. HDR steht für High Dynamic Range.)
Wenn Schleierwolken den Himmel bedecken oder Hochnebel, fehlen diese Kontraste. Denn anstelle der relativ kleinen Lichtquelle Sonne dient plötzlich der gesamte Himmel als Lichtquelle.
Im Studio kann ich diesen Effekt erzeugen, indem ich grosse Softboxen oder Schirme an den Blitz montiere. Softboxen bestehen oft aus zwei Lagen Stoff (sogenannte Diffusoren), damit sich das Licht schön verteilt. Ich verwende je nach Einsatzzweck sogar drei Lagen.
Falls du mit Aufsteckblitzen arbeitest (nicht mit dem integrierten Blitz), verwendest du auch eine sehr kleine Lichtquelle. Entsprechend hart ist das Licht. Du hast jedoch die Möglichkeit, diesen Blitz in fast alle Himmelsrichtungen zu drehen. Steht dir eine weisse Wand oder Decke zur Verfügung, kannst du diese anblitzen. Von der Wand fällt dann das Licht auf dein Model. So verwandelst du ganz einfach eine kleine in eine grosse Lichtquelle. Wichtig ist dabei, dass die Wand weiss ist, denn das zurückgeworfene Licht nimmt die Farbe der Wand oder Decke an.
Mit der Grösse der Lichtquelle kann ich also die Stimmung in einem Bild steuern. Insofern ist die Grösse also tatsächlich wichtig. Möchte ich mehr «Charakter», Kontrast, dann nehme ich eine kleine Lichtquelle.
Die untenstehende Galerien verdeutlichen, was ich oben beschrieben habe. Die folgenden drei Fotos von Sayaka habe ich mit einem Licht erstellt. Die grosse Softbox (120x180cm) steht vom Betrachter aus gesehen links. Die Verläufe von hell nach dunkel sind weich, die Schatten nicht 100%-ig schwarz.
Bei den Portraits des Tänzers Lionel diente eine sogenanten Fresnel-Linse vor dem Blitz als Lichtquelle. Diese Lichtquelle erstellt sehr hartes Licht, was man auch gut an den tiefen (=schwarzen) Schatten erkennt. Die Übergänge von hell zu dunkel sind nicht mehr fliessend. Wie du nächstes Mal erfahren wirst, kann ich das Licht noch härter machen, indem ich die Lichtquelle weiter vom Model entferne.
Die letzten Fotos sehe ich als Spielerei. Carina sollte so in die Luft springen, damit es aussieht, als ob sie zu Boden stürzt, wenn ich die Bilder um 90° drehe. In Photoshop habe ich dann noch die Schatten abgedunkelt und die Vignette (den schwarzen Kreis) hinzugefügt. An der Wand siehst du aber bereits bei den Bildern aus der Kamera, dass die Schatten sehr scharf abgebildet sind. Kleine oder grosse Lichtquelle? Das solltest du jetzt selber rausfinden können... (Übrigens, und das ist mir noch wichtig: Diese Art von Spierleien sind für mich wichtig, um mein Handwerk zu lernen und zu festigen. "Brauchen" kann ich diese Art von Bildern nicht, ausser für solche Momente wie jetzt.)
Es klingt logisch, doch viele nehmen das nur unbewusst wahr: Je näher wir an einer Lichtquelle stehen, desto heller werden wir beleuchtet. Das kann eine Lampe sein, ein Blitzgerät oder auch ein Fenster. Und dasselbe gilt natürlich auch für Räumlichkeiten. Direkt am Fenster ist es heller als an der gegenüberliegenden Wand. Wie gesagt, das klingt logisch. Doch wie können wir das für die Fotografie nutzen? Und ist das auch hilfreich beim Blitzen?
Wie wir in Kapitel 3 gelernt haben, ist eine nahe am Model stehende Lichtquelle relativ grösser als eine weiter entfernte. Dadurch wird das Licht „weicher“, d.h. die Übergänge von hell zu dunkel fliessender (Qualität des Lichts).
Gleichzeitig wird unser Model heller beleuchtet, weil wir ja eben gelernt haben, dass bei naher Distanz zur Lichtquelle alles heller ist, als wenn es weit entfernt ist. Nahe an der Lichtquelle können wir demzufolge mit tieferen ISO-Werten (bessere Bildqualität) und kürzeren Verschlusszeiten (geringere Verwacklungsgefahr) rechnen. Wenn wir blitzen, können wir unser Blitzgerät weniger stark einstellen, wenn unser Model näher beim Blitz steht. Somit ist unser Blitzgerät schneller wieder geladen und einsatzbereit und wir können mit unseren Battieren wesentlich länger blitzen, als wenn das Gerät ein weiter entferntes Sujet erhellen muss.
Der Abstand Lichtquelle – Model ist noch auf eine andere Art wichtig: Licht verliert über die Distanz an Intensität (s. oben). Und dies macht es im Quadrat zum Abstand. Damit es nicht zu technisch wird: Wichtig ist zu wissen, dass Lichtquellen mit zunehmender Distanz immer schneller (im Quadrat) an Stärke verlieren.
Quelle: Wikipedia
Dies klingt und ist zwar sehr theoretisch, hat aber einen sehr praktischen Nutzen: Nehmen wir an, Du möchtest ein Portrait einer Person vor einer weissen Wand machen. Die Wand sollte aber nicht schneeweiss werden, sondern dunkel sein, wenn möglich sogar gegen schwarz gehen.
Wenn Du nun die Lichtquelle weit weg vom Model stellst und das Model selber nahe an der Wand ist, wirst Du das nie hinbekommen (s. Abbildung 4.1). Ebenso wenig, wenn Du Lichtquelle, Model und Wand ganz nahe beieinander aufstellst (Abb. 4.2). Die Lichtintensität ist so auf Model und Wand zu ähnlich.
Wenn Du aber das Model von der Wand wegbringst, verliert das Licht auf seinem Weg bis hinten an die Wand sehr viel Intensität. Entsprechend wird die Wand Dunkler. Auch hier gibt es wieder zwei Szenarios: Wenn der Blitz weit entfernt ist vom Model, brauchst Du eine hohe Blitzleistung, um dein Model hell genug auszuleuchten. Das bedeutet auch, dass immer noch ähnlich viel Licht auf den Hintergrund fällt (Abb 4.3). Abbildung 4.4 zeigt dir, wie Du die dunkelste Wand erhältst: Stellst Du den Blitz noch nahe beim Model auf, erreichst Du die richtige Belichtung mit weniger Blitzleistung. D.h., hinten an der Wand kommt noch einmal weniger Licht an, als wenn Du mit voller Leistung blitzen würdest.
Übrigens: Wenn Du dein Model von der Wand wegbringst, vermeidest Du auch Schatten hinter der Person. Und falls du eine Gruppe von Menschen fotografieren musst: Wenn die Lichtquelle relativ weit weg ist (wie in Abb. 4.3), dann ist es gut möglich, zwei bis drei Reihen von Menschen in etwa gleichmässig auszuleuchten (s. letztes Bild).
Dem natürlichen Licht sind wir immer ausgesetzt, ausser wir befinden uns in Räumlichkeiten, die jegliches Licht von draussen ausschliessen. Dieses Licht kennen wir, auch wenn wir es vielleicht nur unbewusst wahrnehmen. So ist es für uns beispielsweise «normal», dass Licht tendenziell von oben auf uns und unsere Welt fällt. Bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang fällt das Licht flach auf, den grössten Teil des Tages aber von oben (sowohl Sonnen- wie auch Mondlicht).
Übrigens: Da wir uns gewöhnt sind, dass das Sonnenlicht von oben kommt, zeigen bei Studioportraits die Blitze auch von schräg oben auf die zu portraitierende Person herab. Nimm mal eine Taschenlampe, leuchte von unten dein Gesicht an und mache ein Portrait. Halloween lässt grüssen...
Das Sonnenlicht wandert in der nördlichen Hemisphäre von Osten (Aufgang) via Süden nach Westen (Untergang). Von Norden haben wir also nie direktes Sonnenlicht. Zudem steigt die Sonne im Tagesverlauf höher (natürlich ändert die Welt ihre Position, nicht die Sonne) und verursacht so am Mittag viel kürzere Schatten als morgens oder abends. Zudem ist das Licht härter (s. Kapitel I)
Viele argumentieren, dass das natürliche Licht das schönste ist, das es gibt. Ich schliesse mich insofern an, als dass ich zustimme, dass wir auch mit allen technischen Hilfsmitteln wohl nie die gleichen Lichtstimmungen so grossflächig kreieren können, wie die Natur. Denke nur mal an Licht, das durch eine Wolkendecke bricht, an Regenbogen, an das Licht nach oder vor einem Gewitter. Auch im Kleinen ereignen sich Lichtstimmungen, die man nur sehr schwer künstlich erstellen kann.
Gleichzeitig ist das natürliche Licht auch unberechenbar und selten zweimal identisch. Das macht es durchaus spannend und Fotografien dementsprechend zu Unikaten. Allerdings ist das nicht zwingend von Vorteil, wenn es darum geht, Bilder zu erstellen, die man einfach wiederholen können soll (beispielsweise Portraits für eine Firma).
Zudem ist es so, dass natürliches Licht (und Schatten) nicht immer einfach zu fotografieren ist. Die Helligkeitsunterschiede zwischen Licht und Schatten können so gross sein, dass ich mit einem Bild nicht sämtliche Details abbilden kann (Stichwort Dynamikbereich eines Bildes).
Dennoch können folgende Tips helfen, wenn es darum geht, Menschen in natürlichem Licht zu fotografieren:
Heute geht es praktisch zu und her in Bezug auf «Fensterlicht» und wie ich mit der Position des Models den Kontrast steuern kann. Ich habe in meinem Studio eine grosse Softbox aufgestellt, die ein Fenster simuliert. Da die Softbox (der Name sagt es schon), weiches Licht aussendet, ist die Wirkung in etwa so, wie an einem bewölkten Tag oder bei einem gegen Norden ausgerichteten Fenster.